Unsere Veranstaltungsreihe startet!

Am 16. September geht es los: Wir veranstalten eine Veranstaltungsreihe! Unter der Überschrift „Landwirtschaft und Ernährung in Kassel und Region im Wandel“ bieten wir Initiativen und Ansätzen eine Plattform, die bereits bei der Transformation unseres Ernährungssystems vorangehen.

Die Veranstaltungen finden jeweils dienstags um 19:00 Uhr im Stadtteilzentrum Wesertor (Weserstraße 26, Kassel) statt
– immer im Anschluss an die Kantine für Alle, die ab 18:00 Uhr im Stadtteilzentrum ein klimafreundliches, pflanzliches Essen anbietet.

Wir haben ein vielfältiges Programm zusammengestellt: Vorträge über Allmende, fairen Direkthandel und urbane Waldgärten, Workshops zu klimafreundlichem Kompostieren sowie solidarischem Kochen, eine Buchvorstellung und eine Infoveranstaltung über solidarische Landwirtschaft. Erzählt es gerne weiter!

Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch die Servicestelle für Ernährungsinitiativen Hessen.

Alle Infos findet ihr hier:

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Wildbienen für unser Obst und Gemüse

Blutweiderich-Sägehornbiene, Foto: P. Saif

Schon mal was von der Blutweiderich-Sägehornbiene gehört? Nein? Aber dafür von Seiden- oder Maskenbienen? Oder wenigstens von Blutbienen? Auch nicht? Da sind wir ja beruhigt, uns ging es bis vor kurzem genauso. Dabei fliegen sie quasi direkt vor unserer Haustür, nämlich zum Beispiel bei den Gemüseäckern und Obstgärten des Bioland-Betriebs der Kommune Niederkaufungen, wo uns Patricia bei einer Exkursion einen Einblick in die Welt der Wildbienen gegeben hat.
Alle kennen die Honigbiene – aber es gibt noch ca. 560 weitere Bienenarten in Deutschland. Die meisten sind Solitärbienen, das heißt sie leben allein in kleinen Nestern, die sie in der Erde, in Totholz oder in Pflanzenstängeln anlegen. Sie produzieren zwar keinen Honig, sind aber für unsere Ernährung trotzdem wichtiger als Honigbienen. Auf Honig könnten wir nämlich verzichten (wenn auch vielleicht ungern), aber schlecht sähe es für unsere Obst- und Gemüseversorgung aus ohne Wildbienen. Die sind nämlich bei der Bestäubung viel effizienter als Honigbienen und sorgen für bessere Erträge. Eine einzige Mauerbiene kann so viele Blüten bestäuben wie mehrere hundert Honigbienen. Außerdem fliegen sie schon bei kühleren Temperaturen und früher im Jahr.

Allerdings – ihr wisst es bestimmt schon – steht es um die Wildbienen nicht gut. Von den in Deutschland nachgewiesenen Arten sind über 50 Prozent bestandsgefährdet.
Hauptursache ist der Verlust an Lebensräumen, Nistplätzen und Nahrung, vor allem bedingt durch Flächenversiegelung und die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und Pestizideinsatz.
Was können wir tun, um den Wildbienen zu helfen – und damit nicht nur unsere Versorgung mit Obst und Gemüse sicherer zu machen, sondern auch eine spannende, faszinierende Lebenswelt zu erhalten? Natürlich helfen naturnahe Gärten, mit heimischen Blühpflanzen, sowie Nistmöglichkeiten – offene Stellen im Boden, Totholz, Pflanzenstängel, die stehen bleiben dürfen… Flächenmäßig noch deutlich mehr Einfluss hat allerdings die Landwirtschaft.

Samenbautunnel für Dreschflegel, Foto: P. Saif

Ökolandbau ist deutlich wildbienenfreundlicher. Zum einen natürlich durch den Verzicht auf synthetische Pestizide. Aber auch weil Ökobetriebe auf vielfältige Kulturen mit Fruchtfolgen und Zwischenfrüchten setzen und eher Blühstreifen, Hecken, Brachen oder Ackerrandstreifen stehen lassen. Das erhöht Nistmöglichkeiten und Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Insekten.
Den Wildbienen – und uns allen – wäre also am meisten geholfen, wenn Öko das neue Normal wäre…
Wie bunt unsere Landschaften dann aussehen könnten und vor allem, wie es darin summen und brummen würde, kann man sich zum Beispiel in Niederkaufungen anschauen.
Hier sind noch Empfehlungen von Patricia für alle, die sich näher mit dem Thema beschäftigen möchten:
Bestimmungsbuch: Wildbienen ganz nah, Autoren Scheuchl und Willner.
Webseite: naturspaziergang.de/Portrait-Seiten/Bienen-Portrait.htm

Allgemeine Infos über Wildbienen und ihre Situation:
z.B. www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/info/22683.html

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Ernährungswende in der Region Kassel

Als Ernährungsrat Kassel und Region haben wir uns das Ziel gesetzt, uns für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem hier vor Ort einzusetzen. Um die Bedeutung von „zukunftsfähig“ weiter einzugrenzen, haben wir eine Vision entworfen, wie das konkret 2035 aussehen kann.
Wir stellen uns vor, dass es überall öffentliche und gemütliche Kantinen gibt, in denen gesundes, regionales und vorwiegend pflanzliches Essen angeboten wird – umsonst, als Teil der Daseinsvorsorge. Weitere Teile der Vision drehen sich um gute landwirtschaftliche Praktiken für einen fruchtbaren Ackerboden, neue Wege der Lebensmittelverteilung und auskömmliche Einkommen für Beschäftigte im Lebensmittelsektor.

Um konkret ins Handeln zu kommen, und weitere Akteure für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem ins Boot zu holen, haben wir die Vision in konkrete Positionen und Forderungen übersetzt. Diese haben wir in einem mehrstufigen Prozess mit lokalen Akteuren der Lebensmittelbranche ausgearbeitet.

Beim ersten Treffen stand der Anbau unserer Lebensmittel im Zentrum. Dabei wurde die fehlende Wertschätzung von Seiten der Politik und Gesellschaft für die Lebensmittelerzeugung kritisiert. Die anbauenden Betriebe wünschen sich mehr Investitionssicherheit für nachhaltige Unternehmensmodelle und mehr Bereitschaft seitens der Bevölkerung, wieder an der Lebensmittelproduktion mitzuarbeiten.

Die weiterverarbeitenden Betriebe sprechen sich für dezentrale, regionale Verarbeitungsstrukturen aus und wünschen sich vor allem, dass auch in den Privathaushalten wieder mehr frisch, gesund und bio-regional gekocht wird, was voraussetzt, dass die Menschen mehr über die Lebensmittel und ihre Wachstumszyklen wissen.

Daran schließt sich auch die Diskussion in der Außer-Haus-Verpflegung an: Die für Schulessen verantwortlichen Akteure fordern, dass Ernährungsbildung bereits in der Kita praktisch verankert wird. Außerdem brauchen sie einen größeren finanziellen Handlungsspielraum, um vielseitiges, bio-regionales Essen zu kochen, das von Seiten der Schulgemeinde angenommen wird.

Beim Treffen zum Thema Verteilung und Handel ging es u.a. um Preisdruck, fehlende Nachfrage nach regionalem Bio-Gemüse und den Mangel an regionaler Transportlogistik.

Die Themen-Workshops lieferten wesentlichen Input für die Konkretisierung der Vision, die dann noch einmal in einem Gesamtworkshop diskutiert und verbessert wurde. Herausgekommen ist ein Blumenstrauß an Positionen und Forderungen, die nicht nur unser Ernährungssystem betreffen, sondern auch benachbarte Teile wie Bildung, nachhaltiges Wirtschaften, sozialen Zusammenhalt und Gesundheit mit einschließen.

Wer an der Umsetzung mitwirken will, kann sich gerne unserem wachsenden Kreis an Aktiven anschließen.

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Gutes Essen für alle…

…Kasseler Perspektiven. Das war der Titel einer Veranstaltung , die der Ernährungsrat Kassel und Region als Teil des Bachelor-Seminars „WIE WERDEN WIR ALLE SATT? KRITISCHE PERSPEKTIVEN AUF DAS INTERNATIONALE AGRAR- UND ERNÄHRUNGSSYSTEM“ (Universität Kassel, Politikwissenschaft) durchgeführt hat. Es ging darum, was „gutes Essen“ überhaupt ist, was „gut für alle“ bedeutet („fair produziert“, „nachhaltige Produktion“, „Essen als Daseinsvorsorge und Grundrecht“, „artgerechte Tierhaltung“, „Bodenschutz“. „klimafreundlich“…) und was in diesem Zusammenhang die Vorteile regionaler Versorgung sind. Inwieweit können die lokalen Ansätze (Solawis, essbare Stadt, Foodsharing, Selbsternte, Kantine für alle…) die Probleme des Ernährungssystems adressieren, wo bleiben Lücken? Auf jeden Fall bleibt viel zu tun, damit wir der Vision
„Gutes, nahrhaftes, gesundes Essen als Daseinsvorsorge – mit einem guten Auskommen und fairen Arbeitsbedingungen für die Produzenten – und das alles unter Erhaltung menschenfreundlicher Lebensbedingungen“ näherkommen…

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Pfadfinder beim Ernährungsrat

Am Dienstag, den 15.4. kam eine Pfadfindergruppe in die Kantine für Alle, um sich mit Mitgliedern des Ernährungsrats zum Thema „Konsumkritik und Ernährung“ auszutauschen. Nach dem Essen im Kantinensaal unterhielten wir uns im Seminarraum des Stadtteilzentrums Wesertor über die Auswirkung der Landwirtschaft auf die planetaren Grenzen, den Einfluss unserer Ernährungsgewohnheiten auf Umwelt und Ausbeutungsstrukturen und über Handlungsmöglichkeiten.

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Deregulierung der Neuen Gentechnik steht bevor

Der Ernährungsrat Kassel und Region unterstützt die Forderung der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e.V. (VÖL) nach Wahlfreiheit zwischen Gentechnikprodukten und gentechnikfreien Lebensmitteln. Hier eine Zusammenfassung der VÖL-Pressemitteilung:

Am 14.3.2025 haben die Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten in einer Ausschusssitzung die gemeinsame Ratsposition für den künftigen Umgang mit der Neuen Gentechnik (NGT) in Europa festgelegt. Damit ist der Weg frei für die Trilog-Verhandlungen.

Wegfallen sollen laut Ratsposition nun die wissenschaftsbasierte Risikoprüfung sowie die Kennzeichnung von NGT-Produkten. Ungeklärt bleiben weiterhin die Fragen, wie biologischer und gentechnikfreier Anbau neben Gentechnik-Anbau koexistieren kann und wie die Haftung im Falle unbeabsichtigter Kontamination geregelt wird.

Die VÖL Hessen unterstützt die Forderung des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dass Bäuerinnen und Bauern, Verarbeiter und Händlerinnen weiter gentechnikfrei wirtschaften können – ohne zusätzlichen Aufwand und Kosten.

Das hohe Gut der Wahlfreiheit zwischen Gentechnikprodukten und gentechnikfreien Lebensmitteln gilt es zu wahren. Daher muss die Kennzeichnung und die Rückverfolgbarkeit von gentechnisch veränderten Pflanzen bestehen bleiben!

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Gemüse-Selbsternte 2025

Der Frühling ist quasi schon da, also geht die Gartensaison jetzt los. Für Kurzentschlossene bietet sich noch eine Chance, sich bei den Gemüseselbsterntefeldern anzumelden:

  • Selbsternte Waldauer Wiesen: Die Selbsternte läuft seit diesem Jahr nicht mehr über die Domäne Frankenhausen sondern über die Gärtnerei Fuldaaue (Fruchtgemüse Fuldaaue GbR).
    Die Bedingungen sind die gleichen wie bisher: 160€ für eine Parzelle (rund 40m²). Es sind bereits 80 von den 100 Parzellen vergeben.
    Kontakt: selbsternte-waldauer-wiesen@gmx.de
  • Selbsternte Wiener Straße
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Ernährungspolitik – Was wollen die Kandidaten zur Bundestagswahl?

Wir haben die Bundestags-Kandidierenden von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Die Linke und AfD des Wahlkreises Kassel nach ihrer ernährungspolitischen Haltung befragt. Außer den unten veröffentlichten Antworten kam leider keine Rückmeldung der anderen Parteien. Die Antworten sind in der Reihenfolge des Eingangs aufgelistet:

1. Ernährungsarmut und Recht auf Nahrung

Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) der Regierung bemängelt, dass es selbst in einem reichen Land wie Deutschland armutsbedingte Fehl- und Mangelernährung und sogar Hunger gibt. Er stellt fest, dass die Bemessung der Regelsätze im Sozialgeld für eine vollwertige Nahrung unzureichend ist.
Welche Maßnahmen planen Sie, um das Menschenrecht auf eine
gesunde, nachhaltige Ernährung in Deutschland umzusetzen?

Daniel Bettermann (SPD)

Dazu haben wir einen sehr wichtigen Punkt in unserem Wahlprogramm: Wir wollen ein kostenloses Essen in Kitas und Schulen anbieten.
Bildung ist für mich ein weiterer wichtiger Baustein. Schülerinnen und Schüler müssten im Hinblick auf gesunde Ernährung besser ausgebildet werden. Auch bei Hilfsangeboten, wie beispielsweise den Tafeln, müsste mehr Aufklärung erfolgen. Bei einem Gespräch mit Mitarbeitenden einer Tafel konnte ich u.a. erfahren, dass viele Menschen gar nicht wissen, was sie mit einem Kohlkopf oder einem Möhrenbündel machen sollen.

Violetta Bock (Die Linke)

Radikal sozial wollen wir den Ursachen von Armut und Ungleichheit begegnen. Wir wollen unter anderem das Bürgergeld zu einer sanktionsfreien, individuellen Mindestsicherung umbauen in Höhe von derzeit 1400 Euro (orientiert an der Armutsgefährdungsgrenze) und wollen Grundnahrungsmittel von der Mehrwertssteuer befreien. Für eine gesunde Ernährung halten wir ein gesundes, kostenfreies Mittagessen in Schulen und Kitas für zentral.

Boris Mijatovic (Bündnis 90 / Die Grünen)

Gegen die Ernährungsarmut wollen wir allen Menschen den Zugang zu gesunder und nachhaltiger Ernährung ermöglichen. Unser Ziel ist eine gesunde, nachhaltige und leckere Ernährung für alle – unabhängig vom Geldbeutel und als Kind bis ins hohe Alter. Dabei müssen besonders Kinder geschützt werden: Jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig. Unser Fokus liegt auf Gemeinschaftsverpflegung, den Schlüsselbereich für die Ernährungswende. Wir wollen einen höheren Anteil an ökologisch erzeugten, regionalen und saisonalen Produkten in Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. So schaffen wir eine bessere Ernährungsumgebung für alle. Außerdem wollen wir eine Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten, damit sich Menschen einfacher gesünder ernähren können. Die bisherigen Maßnahmen in diesem Bereich haben nicht die notwendige Reduktion gebracht. Es braucht effektive Strategien gegen ungesunde Fertigprodukte. Wir setzen uns außerdem für wirksame Maßnahmen zum Senken des Zuckergehalts von Softdrinks ein. Dafür bauen wir auf die Ernährungsstrategie der Bundesregierung „Gutes Essen für Deutschland“ auf.

2. Proteinwende

Für die Transformation des Agrar- und Ernährungssektors hin zu mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Resilienz spielt die Proteinversorgung eine grundlegende Rolle, das untermauern sowohl die Ernährungsstrategie des Bundes, als auch die neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die hiesige Produktion von pflanzlichen Proteinquellen für eine zunehmend pflanzenbetonte Ernährung muss ausgebaut werden.
Welche Förder- und Umsetzungsmaßnahmen schlagen Sie vor, um die Produktion und das Angebot pflanzlicher Proteine zu unterstützen?

Daniel Bettermann (SPD)

Ich unterstütze ausdrücklich die Ernährungsstrategie der Bundesregierung für eine zukunftsfähige Ernährungsbildung, in die stärker gesundheitliche, umwelt- und klimarelevante sowie gesellschaftliche Aspekte einfließen. Zudem ist auch hier Bildungsarbeit unerlässlich und es müsste mehr medial geworben werden.

Violetta Bock (Die Linke)

Wir unterstützen das Ziel pflanzenbetonte Ernährung zu fördern und damit auch den Anbau von Hülsenfrüchten. Öffentliche Einrichtungen sollen daher ihre Lebensmittel regional und umweltfreundlich beziehen und sich an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung halten. Dies braucht staatliche Zuschüsse und schafft Verbindlichkeit in der Produktion.
Wir wollen nicht große Konzerne weiter in den Mittelpunkt der Agrarpolitik stellen, sondern die Versorgung der Menschen mit guten, bezahlbaren Lebensmitteln. Während die Lebensmittelkonzerne Extraprofite einstreichen und die Inflation anheizen, können Landwirt*innen von ihren Erzeugnissen kaum leben. Wir unterstützen daher regionale Wertschöpfungsketten und wollen, dass mit der kommenden GAP-Strategie Landwirtinnen und Landwirte für ihre Ökosystemleistungen ausreichend entlohnt werden. Zusätzlich fordert die Partei öffentliche Investitionen von 5 Milliarden Euro pro Jahr, um die Agrarwende sozial und ökologisch zu gestalten. Diese Mittel sollen unabhängig vom EU-Budget bereitgestellt werden und durch Maßnahmen wie die Aussetzung der Schuldenbremse finanziert werden.

Boris Mijatovic (Bündnis 90 / Die Grünen)

Wir unterstützen Betriebe, sowie die gesamte Wertschöpfungskette dabei, in neuen innovativen Märkten wie beispielsweise alternative und pflanzliche Proteine Fuß zu fassen. Das Kompetenzzentrum „Proteine der Zukunft“ und das Chancenprogramm Höfe werden wir entsprechend weiterführen. Wir stärken die Forschungsförderung und sorgen für effiziente und zuverlässige Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel wie moderne Fermentationsverfahren und Zellkultivierung. Dabei setzen wir auf die Ergebnisse des Stakeholder*innen-Dialogs mit Akteur*innen der Proteinszene, die auch in die Eiweißstrategie des BMEL, die in diesem Jahr verabschiedet wird, mit einfließen.

3. Bodenpolitik und Zugang zu Ressourcen

Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik und ein Ende der Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen sind zentral für die dringend nötige Ernährungswende.
Wie möchten Sie Spekulationen mit landwirtschaftlichen Flächen verhindern und welche Maßnahmen planen Sie, um Land, Saatgut und Tierzucht als Gemeingüter zu fördern?

Daniel Bettermann (SPD)

Auch wegen dem Schutz und der Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, den täglichen Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland von heute rund 52 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren, um bis zum Jahr 2050 einen Flächenverbrauch von netto Null im Sinne einer Flächenkreislaufwirtschaft zu erreichen. Dieses Ziel, welches ich unterstütze, kann nur gelingen, wenn der Nachnutzung von Grundstücken und dem Bauen im Bestand konsequenter Vorrang vor der Neuausweisung von Siedlungsflächen gegeben wird.

Violetta Bock (Die Linke)

Gemeinwohlorientierte Bodenpolitik ist zentral für die nötige Ernährungs- und Agrarwende. Wir wollen den Boden für regional verankerte Landwirtschaftsbetriebe und die ländliche Bevölkerung verfügbar machen. Dafür wollen wir einen öffentlichen Bodenfonds einführen, der an nachhaltig wirtschaftende, ortsansässige Agrarbetriebe zu fairen Konditionen langfristig verpachtet. Junglandwirtinnen und Junglandwirte sowie genossenschaftliche Konzepte wollen wir fördern. Wir setzen uns für Eigentümertransparenz am Bodenmarkt ein. Wir stehen für ein Agrarstrukturgesetz, das gemeinschaftliches und öffentliches Eigentum an Grund und Boden stärkt und die Bäuer*innen schützt. Saatgut darf nicht durch Konzerne monopolisiert werden. Wir setzen uns für eine Ausweitung der Bundesförderung für tiergerechte Haltungssysteme bei allen Tierarten ein. Wir wollen ein Ende von Qualzuchten, der Anbindehaltung sowie Einschränkung von Lebendtiertransporten über 4 Stunden hinaus, stärkere Kontrollen und dezentrale Schlachtstrukturen.
Wir werden daher auch in Zukunft Proteste, wie die Ackerbesetzung in Neu Eichenberg gegen das Logistikgebiet auf fruchtbarem Ackerboden, unterstützen.

Boris Mijatovic (Bündnis 90 / Die Grünen)

Auf dem Weg zu einer zukunftsfesten und klimafreundlichen Landwirtschaft, setzen wir auf den Unternehmergeist, den Einsatz und das Wissen der Landwirt*innen, gerade auch Frauen, Junglandwirt*innen und Neueinsteiger*innen wollen wir dabei besser unterstützen. Dem Ausverkauf des landwirtschaftlichen Bodens durch sogenannte Share-Deals treten wir entschieden entgegen. Entscheidend ist auch, dass es keine Patente auf Leben gibt: Pflanzen, Tiere, Saatgut und Gene dürfen nicht patentiert werden. Außerdem braucht es Risikoprüfung gemäß dem europäisch verankerten Vorsorgeprinzip, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnungspflicht für gentechnisch verändertes Saatgut.

4. Neuer Steuerkurs für Lebensmittel

Der Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ empfiehlt einen neuen Steuerkurs für Lebensmittel und betont die Notwendigkeit, die Definition von Grundnahrungsmitteln im Sinne einer gesunden, ökologischen und pflanzenbetonten Ernährung zu überarbeiten. Der Bürgerrat schlägt u.a. vor, Produkte wie unverarbeitetes und tiefgefrorenes Obst und Gemüse in Bio-Qualität, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkorngetreide von der Mehrwertsteuer zu befreien, Zucker jedoch höher zu besteuern.
Befürworten Sie eine solche Reform der Besteuerung von Lebensmitteln?

Daniel Bettermann (SPD)

Ich persönlich würde eine solche Reform der Besteuerung unterstützen, dies ist allerdings noch nicht Beschlusslage im SPD-Wahlprogramm. Im Wahlprogramm haben wir allerdings eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Aus meiner Sicht ein erster wichtiger Schritt.

Violetta Bock (Die Linke)

Ja, das befürworten wir.
Pflanzliche Alternativnahrungsmittel etwa zu Fleisch oder Milchprodukten müssen als Grundnahrungsmittel anerkannt werden und damit von der Mehrwertsteuer befreit werden. Weitere Maßnahmen finden Sie in unserem Wahlprogramm im Kapitel „Agrarwende jetzt“.

Boris Mijatovic (Bündnis 90 / Die Grünen)

Ernährung ist auch eine soziale Frage: Dort, wo Menschen sozial benachteiligt werden, sind ernährungsbedingte Krankheiten besonders häufig. Deshalb wollen wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Wahlfreiheit bei der Ernährung verbessert wird. Ein erweitertes pflanzenbasiertes Angebot und eine verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln sollen für Verbraucher*innen mehr Auswahl und bessere Entscheidungsgrundlagen liefern. Dazu soll auch eine gerechtere Besteuerung pflanzlicher Lebensmittel beitragen. Wir begrüßen die Empfehlungen des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“, die wichtige Maßnahmenvorschläge enthalten, die wir aufgreifen wollen. Das Mehrwertsteuersystem ist ein Flickenteppich ungerechtfertigter Sonderregeln und Ausnahmen. Leider waren die Bemühungen vergangener Regierungen für eine überfällige Reform nicht erfolgreich. Auch wenn wir wissen, dass eine ganzheitliche Mehrwertsteuerreform ein sehr komplexes und mit vielen Fallstricken verbundenes Unterfangen ist, wollen wir einen erneuten Versuch starten: Über eine aufkommensneutrale Reform werden wir die Mehrwertsteuer vereinfachen, entbürokratisieren und Fehlanreize abbauen. Hierfür werden wir aus der Zeit gefallene Ausnahmen und Sonderregeln streichen.

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Argumentationstraining für die Ernährungswende

Am Samstag, den 22. März 2025 wird der Verein Faba Konzepte in Kassel ein kostenloses Argumentationstraining für die Ernährungswende anbieten.

Aus der Ankündigung:

Ihr engagiert euch für (mehr) pflanzliche Ernährung und begegnet immer wieder den gleichen Einwänden? Ihr möchtet in Diskussionen fundierte Fakten parat haben, aber auch besser auf unsachliche Gesprächsstrategien reagieren können?

Dieses Argumentationstraining liefert euch im ersten Teil Wissen über die Vorteile pflanzenbasierter Ernährungsweisen für Umwelt, Klima und Tiere. Der Inhalt basiert auf einem Online-Informationsangebot, das Faba Konzepte im Januar veröffentlichen wird. Im zweiten Teil bekommt ihr nützliche Verhaltenstipps für verschiedene Gesprächssituationen. Das Gelernte könnt ihr dann in praktischen Übungen gleich anwenden. Das Training dauert 4 Stunden inklusive Pausen (14:30-18:30 Uhr) und ist kostenlos.

Hier geht’s zur Anmeldung.

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