Vision des Ernährungsrats Kassel und Region 2035
Ernährung als Teil der Daseinsvorsorge
Im Jahr 2035 gibt es überall öffentliche, gemütliche Kantinen, in denen gesundes, regionales, vorwiegend pflanzliches Essen angeboten wird – umsonst, als Teil der Daseinsvorsorge. Angst vor Hunger gibt es nicht mehr.
Gesundheit von Mensch und Natur
Eine wichtige Grundlage für eine ausreichende und gesunde Ernährung ist die Gesundheit und Fruchtbarkeit des Ackerbodens. Landwirtschaftliche Praktiken wie Humusaufbau, Kompostierung und Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts haben sich weitestgehend etabliert. Bodenverdichtung, Monokulturen und Pestizideinsatz werden weitgehend vermieden. Biozyklisch-veganer Anbau hat weitere Verbreitung gefunden.
Es gibt keine Intensivtierhaltung mehr. Den Tieren bleiben viele der früher gängigen qualvollen Praktiken erspart. Ob das Töten von Tieren für die Nahrungsmittelproduktion künftig noch zu rechtfertigen ist, dazu wird eine breite gesellschaftliche Debatte geführt.
Da die Tierzahlen in der Landwirtschaft drastisch verringert sind, werden für Futtermittelanbau belegte Flächen frei. Ein fast hundertprozentiger Selbstversorgungsgrad mit ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln ist jetzt in Nordhessen möglich.
Beziehungen
Neue Wege der Verteilung sorgen für den Zugang aller zu bezahlbaren, regional erzeugten Biolebensmitteln. Betriebe aus der Region beliefern alle Gemeinschaftsverpflegungen (auch z.B. in Kitas, Schulen, Seniorenheimen, Krankenhäusern) direkt, ohne Umweg über Einzel- oder Großhandel.
Viele beteiligen sich an der gemeinsamen Gestaltung des Ernährungssystems in den neu geschaffenen Freiräumen für Mitbestimmung. Die klare Rollentrennung zwischen Produzierenden und Essenden ist zu Gunsten eines widerstandsfähigen Ernährungsnetzes mit diversen Rollen und vielen Berührungspunkten in den Hintergrund getreten. Auch die Verbindungen zwischen Stadt und Land haben durch all das eine neue Qualität erreicht.
Wertschätzung
Die Arbeit der Menschen im Anbau und in der Weiterverarbeitung von Nahrungsmitteln wird von allen wertgeschätzt und unterstützt und ermöglicht ihnen ein gutes Auskommen – und zwar von lokal bis global.
Gemeinwohlorientierte Bewirtschaftung ist die Voraussetzung für den Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen. Die Zerstörung von landwirtschaftlichen Flächen ist gestoppt.
Gute Produkte brauche Zeit bis zur Reife, regionale Produkte brauchen weniger Zeit bis sie auf den Tisch kommen. Die Menschen können sich genug Zeit nehmen, ihr Essen bewusst mit allen Sinnen zu genießen. Die meisten ziehen es vor, in den öffentlichen Kantinen frisch zubereitete Mehrgängemenüs zu essen, statt für sich einzukaufen und zu kochen: Essen in Gemeinschaft schmeckt besser.
Stand September 2024